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"Wie kann ich noch schneller werden?"


Neue Presse Foto von Jutta Grätz

Frielinger Heinz Mohry bereitet 13-Jährigen auf die Teilnahme an den Paralympics vor (von Jutta Grätz)

Frielingen. „Auf die Plätze, fertig, los“: Konzentriert hat Florian Wehmeier auf das Kommando gewartet. Sofort holt der 13-jährige Frielinger Schwung, stark nach vorn gebeugt sitzt er in seinem Sportgerät, einem speziell angefertigten Rennrollstuhl. Zwei große Greifringe übertragen die Kraft seiner Arme. Florian nimmt ordentlich Tempo auf, nach 100 Metern stoppt die Uhr bei 19,78 Sekunden.

„Persönliche Bestzeit!“, jubelt sein Trainer Heinz Mohry, der auch bei diesem Wettkampf im niederländischen Breda am Rand der Bahn steht. Und auch Florian jubelt: „Ein schneller Start, das ist das Wichtigste.“

Der Zufall hat den Garbsener Schüler und seinen 83-jährigen Trainer zusammengebracht: „Beim Zukunftstag 2017 wollte ich unbedingt etwas mit Sport machen“, erzählt Florian. „Und dann habe ich beim FfR nachgefragt.“

FfR – das steht für Förderverein für Rehabilitation. Der 1999 gegründete Frielinger Verein betreut die Para-Leichtathletikgruppe als Partnerverein im Leistungssport und ist Stützpunkt für den Niedersachsenkader, zu dem auch Florian gehört. Der 13-Jährige ist seit seiner Geburt hüftabwärts teilweise gelähmt, er kann nur kurze Strecken gehen.


Florian ist der jüngste Fahrer

Behinderte Sportler im Rennrollstuhl trainiert Mohry schon seit 2005. „Florian ist aber der jüngste Fahrer, den ich bisher betreut habe“, sagt er. „Und er ist einer der begabtesten – der Rollstuhl und Florian sind eine Einheit.“

Vor Kurzem begleitete Mohry den jungen Sportler und dessen Vater Jörg Wehmeier ins Trainingslager ins Bundesleistungszentrum Kienbaum, der Kaderschmiede der ehemaligen DDR. Das Training mit Florian sei für ihn eine Herzensangelegenheit. „Wir sind schon besondere Sportfreunde“, sagt Trainer Mohry.

Der 83-Jährige, bis zu seinem Ruhestand Ausbilder im Stöckener Volkswagenwerk, war selbst ein erfolgreicher Leichtathlet. Er gehörte in den Achtzigerjahren zu den besten sechs Sportlern in seiner Altersklasse und ist auch international gestartet. Gemeinsam mit seiner Mannschaft hält er noch immer den deutschen Rekord in der 4-mal 800-Meter-Staffel. „Ein Leben ohne Sport kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Mohry, der 1975 die Leichtathletiksparte von Wacker Osterwald gegründet hat.

„Wie kann ich noch schneller werden?“ Diese Frage beschäftigt Florian seit anderthalb Jahren. Der Siebtklässler tauscht zweimal wöchentlich seinen Alltagsrollstuhl gegen einen Rennrollstuhl und trainiert Sprints im Sportleistungszentrum in Hannover.

2018 wurde er deutscher Jugendmeister über 75 Meter bei den Rollstuhlfahrern und über 800 Meter bei den deutschen Meisterschaften in Kienbaum.

Und er hat seinen Sport im Berliner Olympiastadion bei Deutschlands größtem Leichtathletikfest ISTAF vor 40 000 Zuschauern präsentiert. Auch da war Trainer Mohry mit dabei. „Der Sport bedeutet mir alles“, sagt Florian. Das Training gebe ihm Kraft, Ausdauer und ganz viel Selbstvertrauen. „Sehr cool sind die Begegnungen mit anderen, auch internationalen Sportlern.“

Besonders stolz macht ihn die Ehrung als Garbsens Sportler des Jahres im vergangenen März. „Das spornt mich unglaublich an“, sagt er. Und sein nächstes großes Ziel hat er fest im Blick: die Paralympics im Jahr 2024 in Paris.


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