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Nächstes Ziel: Stadt der Engel - Para-Athlet Florian Wehmeier aus Frielingen trainiert achtmal wöchentlich für die Paralympics 2028 in Los Angeles

Von Jutta Graetz

(Sonnabend, 15. Juni 2024 Leine-Zeitung)


Garbsen. Mehrere Verletzungen, wochenlang kein Training: Das Jahr 2023 war hart für Rennrollstuhlfahrer Florian Wehmeier aus Frielingen. Geplatzt ist daher der Traum des jungen Sportlers vom Start bei den Paralympics 2024 in Paris.

Ab 28. August treten dabei rund 4000 Athleten in 22 Sportarten an. Aufgeben? Das ist nicht das Ding von Wehmeier.


Im Gegenteil: „Ich habe die 16,46 Sekunden auf 100 Meter fest im Visier“, sagt er. 16,46 Sekunden, so lautet die Norm auf 100 Meter für den Bundeskader. „Die peile ich an – und das ist der erste Schritt auf dem Weg zu den Paralympics 2028 in Los Angeles“, sagt er. Vor Kurzem ist er 18 geworden und gehört nun zum Landeskader.


Achtmal Training pro Woche


Dafür trainiert er achtmal pro Woche vier Distanzen, von 100 bis 800 Me ter und mit seinem sechs Kilogramm schweren Hightech-Gerät aus Carbon und Aluminium. Mittlerweile lebt er im Sportinternat des Landessportbundes in Hannover, in zwei Jahren steht das Abitur an. Die täglichen Starts und Sprints trainiert er auf der Bahn im Sportleistungszentrum in der Nähe des Maschsees.


„Ohne Sport wäre ich nicht der, der ich bin.“

Florian Wehmeier,

Rennrollstuhlfahrer



Doch einmal pro Woche kommt er nach Frielingen: zum Training mit seinem langjährigen Trainer Heinz Mohry vom Förderverein für Rehabilitation (FfR). Der Verein hat die Para-Leichtathletikgruppe viele Jahre lang als Partnerverein im Leistungssport betreut. Wehmeier ist seit seiner Geburt hüftabwärts teilweise gelähmt, er kann nur kurze Strecken gehen.


Konzentriert stemmt Wehmeier das Butterfly-Fitnessgerät in den Räumen des FfR. „Ohne Sport wäre ich nicht der, der ich bin“, sagt er und schaut kurz zu seinem Trainer.

Wenn möglich, trainiert er jeden Sonnabend mit Mohry. Der 88-Jährige betreut ihn seit 2017. Er war selbst ein erfolgreicher Leichtathlet und startete international. Mit seiner Mannschaft hält er noch immer den Deutschen Rekord in der 4x800- Meter-Staffel.


„Wir sind schon ein besonderes Gespann“, sagt Mohry mit Blick auf Wehmeier und den Altersunterschied von genau 70 Jahren. Kennengelernt haben sich beide beim Zukunftstag des FfR vor sieben Jahren.


Kraft, Ausdauer und Technik


Florian Wehmeier sitzt unterdessen am Ergometer und kurbelt – für eine kräftige Oberkörpermuskulatur. Seit dem Umzug ins Sportinternat betreut ihn Landestrainerin Catherine Bader. Sie ist selbst ehemalige und international erfolgreiche Para-Leichtathletin. Bei den Paralympics in Sydney gewann sie im Weitsprung die Goldmedaille. „Er ist dort in super Händen“, sagt Mohry.

„Der Traum vom Start bei den Paralympics 2024 war wohl eher die ambitionierte Wunschvorstellung eines Jugendlichen“, sagt Wehmeier. Genau fünf Jahre ist es her, als er dieses Ziel formulierte. Kurz zuvor war er Garbsens Sportler des Jahres geworden – mit 13 Jahren. Es folgte die Silbermedaille bei der deutschen Meisterschaft in Singen in der Klasse U 17, mit persönlicher Bestzeit.


Das Ausdauer- und Krafttraining zahlt sich aus: Vor mehr als 40.000 Zuschauern und beim Berliner IS- TAF belegte er 2022 mit 18,14 Sekunden den dritten Platz im 100- Meter-Rennen. Nun steht das Trainingslager in Notwill in der Schweiz an, die 16,46 Sekunden sind schon in Sichtweite. Das Sportzentrum nahe Luzern verfügt über eine schnelle Mondo-Bahn. „Viel- leicht klappt’s schon dort mit der Bestzeit“, so Wehmeier.


Apropos schnell: Die Frage, wie sich noch schnellere Geschwindigkeiten erreichen lassen, treibt ihn täglich an. „Es geht um das perfekte Zusammenspiel von Kraft, Ausdauer, Technik und einen guten Start“, sagt er. „Der Verlauf seiner Sportler- laufbahn ist genau richtig“, ist Trainer Mohry überzeugt. „Florians Riesenvorteil: Er ist noch ganz jung.“


Trainingslager in Notwil: Florian Wehmeier ist auf der Jagd nach persönli- chen Bestzeiten, auch im Sportzent- rum in der Schweiz. Foto: privat




Ein Zufall hat sie zusammengebracht: Rennrollstuhlrahrer Florian Wehmeier (18, links) und Heinz Mohry (88) vom FfR in Frielingen trainieren seit 2017 gemeinsam. Foto: Jutta Grätz



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